Zum Abschluss unserer “Chardonnay-Themen-Woche” gibt es noch einen kleinen Überblick über die Anbaugebiete von Chardonnay.
Chardonnay wird heute fast in der ganzen Welt angebaut. In Europa nimmt sie allerdings hauptsächlich in ihrer Heimat Frankreich einen bedeutenden Anteil ein. In den überseeischen Weinländern, besonders in Australien und Kalifornien, sieht es allerdings anders aus. Hier ist die Chardonnay-Traube die bedeutendste weiße Rebsorte.
Frankreich
Auch in Frankreich ist die Chardonnay-Traube die wichtigste weiße Varietät des Landes. Der Anbau liegt hauptsächlich im Osten, in Burgund und in der Champagne, und im Süden des Landes in der Region Languedoc-Roussillon.
Sortenreine Chardonnays werden im Norden Burgunds im Anbaugebiet Chablis angebaut. Sie haben einen sortenuntypischen Charakter, was durch die nördliche Lage und das damit verbundene kühleren Klima bestimmt ist. Sie schmecken frischer, mineralischer und säurebetonter als die meisten Chardonnay-Weißweine, was unter anderem daran liegt, dass sie nur kurze Zeit oder gar nicht im Barrique ausgebaut werden.
Südlich der Stadt Dijon liegt die Côte d`Or, das Herz der Weinanbauregion Burgund. Von hier kommen die hochwertigsten Chardonnays der Welt. Aus dem Süden dieser Region stammen Mersault, Montrachet und Corton-Charlemagne, die unter ihren lokalen Namen bekannt gewordenen edlen Chardonnay-Weine. Ihre Aromen erinnern an Haselnuss, Marzipan, Vanille und Butter. Sie wirken im Mund sehr cremig und weisen einen großen Körperreichtum auf. Sie können auch länger gelagert werden als die meisten anderen Chardonnays, was auch auf ihren langen Ausbau im Barrique zurückzuführen ist. Die gute Qualität der Weine ist nicht nur auf die kalkhaltigen Böden und die guten Hanglagen zurückzuführen, sondern auch auf die engagierten Winzer und Kellermeister.
Im Süden der Stadt Burgund liegen zwei Gebiete, die Chardonnays hervorbringen, welche kostengünstiger angeboten werden: die Côte Chalonnaise und das Mâconnais. Diese erzeugten Weißweine sind fruchtiger und leichter als die der Côte d´Or. Auch Süß- und Schaumweine werden hier unter dem Namen „Crémant de Bourgogne“ produziert.
In der Champagne fungiert die Chardonnay-Traube als eine der drei Grundrebsorten für die weltberühmten Schaumweine. Die Böden sind hier stark kalkhaltig. Zum Zeitpunkt der Lese sind die Trauben im atlantisch-kontinentalen Klima nur gerade so weit ausgereift, dass sie noch über einen hohen Säuregehalt verfügen. Daher ist der Wein leicht, säurebetont und eher neutral. Beim anschließenden Prozess der Schaumweinherstellung wird das Basisprodukt mit den beiden anderen Sorten gemischt. Darauf gärt er in der Flasche weiter.
Im wärmeren Süden des Landes in der Region Languedoc-Roussillon orientiert sich ein Teil der Chardonnay-Weißweine geschmacklich an den Chardonnays aus Kalifornien oder Australien, der andere Teil an den Klassikern aus Burgund. Auch hier wird mit der Chardonnay-Traube Schaumwein hergestellt, der als Crémant oder Blanquette de Limoux auf den Markt kommt.
Spanien
Die Chardonnay-Traube wurde in Spanien zunächst hauptsächlich zur Herstellung von Schaumwein verwendet. Allerdings haben sich inzwischen im Norden des Landes einige „normale“ Weißweine einen guten Ruf erworben. Sie schmecken besonders dicht und harmonisch. Weiter südlich entstehen körperreiche und fruchtbetonte Chardonnays. Für den Qualitätsweinanbau im Süden werden die Trauben reinsortig ausgebaut und mit einheimsichen Varietäten verschnitten.
Portugal
In Portugal werden traditionell nur wenige internationale Rebsorten kultiviert. Die wenigen Chardonnay-Trauben, die zu einem Weißwein verarbeitet werden, orientieren sich an Vorbildern aus der neuen Welt, werden reinsortig ausgebaut und mit einheimischen Sorten wie Arinto verschnitten.
Italien
Aus Südtirol stammen die bekanntesten sortenreine Weißweine aus der Chardonnay-Traube in Italien. Sie haben einen angenehmen Säurespiegel und zeigen eine lebhafte Frucht. Massenware lässt sich in Trentino und Veneto finden. Im Piemont und in der Lombardei werden sie zur Schaumweinproduktion eingesetzt. In allen Regionen wird die Chardonnay-Traube reinsortig ausgebaut aber auch mit einheimischen Sorten verschnitten.
Deutschland
Die Chardonnay-Traube gedeiht besonders in den Regionen gut, in denen auch Weiß-, Grau- und Spätburgunder angebaut werden können: in Baden, Hessen und der Pfalz. In diesem milden Klima erbringen sie gut strukturierte Weißweine. Manche sind sogar zum Barriqueausbau geeignet. Auch zur Produktion von hochwertigem Sekt werden sie auf manchen Weingütern verwendet.
Schweiz
Auch wenn der Chardonnay die drittwichtigste Rebsorte des Landes ist, wird sie nur auf 320 Hektar angebaut. Die Gebiete liegen am Genfer See, am Neuenburger See und im Wallis. Unter Fachleuten sind diese Weißweine als sehr hochwertig bekannt.
Österreich
Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird die Chardonnay-Traube hauptsächlich in der Südsteiermark angebaut. Hier wir sie als Morillon verkauft. Sie sind gleichzeitig frisch und fruchtig. Die Chardonnay-Traube wird inzwischen auch im Burgenland, Niederösterreich und Wien angebaut und mit Erfolg vermarktet. Diese gehobenen Tropfen sind gehaltvoll mit fein-fruchtiger Säure.
Südosteuropa
Die Chardonnay-Traube ist vor allem in Slowenien und Moldawien verbreitet. In Slowenien bildet sie mit über 7% Anbaufläche sogar die zweitwichtigste Rebsorte. Es werden hauptsächlich Konsumweine für den heimischen Markt hergestellt. Noch größere weiße Rebsortenbestände befinden sich in Moldawien. Zum größten Teil bestehen sie noch aus der Zeit der UdSSR. Aus ihnen wurden Schaumweine hergestellt, die in alle Teile der UdSSR geliefert wurden. Inzwischen gibt es auch Produktionen von sortenreinen Qualitätsweinen. Der größte Teil wird in die Ukraine und nach Russland exportiert. In den anderen südosteuropäischen Staaten nimmt der Chardonnay-Anbau nur eine untergeordnete Rolle ein.
USA
In Kalifornien, dem größten Weinbaugebiet der USA, liegt die größte Anbaufläche für Chardonnay-Trauben außerhalb Frankreichs. Sie kamen schon Ende des 19. Jahrhunderts nach Kalifornien, wo sie vorerst nur vereinzelt angepflanzt wurden. Während der Prohibition, der Weltwirtschaftskrise und dem 2. Weltkrieg stagnierte die Produktion. Erst in den 1960-er Jahre wandten sich die Winzer dieser weißen Rebsorte zu und wollten Weißweine nach dem französischen Vorbild produzieren. Nach dem Erfolg ihrer Chardonnay-Weine vor der Weinjury von Paris, kam es zu einem weltweiten Interesse an kalifornischem Chardonnay. Die Rebfläche wurde darauf stark erweitert. Allerdings pflanzte man nun diese weiße Rebsorte auch in Regionen an, die klimatisch nicht optimal für die Chardonnay-Rebe geeignet war. Es entstanden nicht nur Weißweine, die an das burgundische Vorbild angelegt waren, sondern auch üppige Weine, die lange im Barriquefass gereift waren und somit stark nach Karamell, Toast und Vanille schmeckten. Auch preiswertere, geschmacklich aber ausdruckslose und viel zu süße Weißweine sind produziert worden. Viele Weinfreunde entwickelten daraufhin eine regelrechte Chardonnay-Antipathie, tranken nach dem Motto ABC „Anything but Chardonnay“ und suchten nach anderen weißen Rebsorten. Unter anderem durch die verbreitete Kritik und ebbte der Chardonnay-Boom etwas ab.
Aus dem verhältnismäßigen kühlen Klima der nördlichen Küste, z.B. aus Napa und Sonoma, stammen die hochwertigen kalifornischen Weißweine. Hier entstehen auch bekannte Schaumweine. Die einfacheren Konsumweine kommen aus dem heißen Landesinneren. Nicht nur in Kalifornien, sondern auch in Oregon, Washington und in New York werden Chardonnay-Trauben erfolgreich kultiviert.
Chile
In Chile wird die Chardonnay-Traube erst seit Ende der 1980-er Jahre verstärkt angebaut. Die Weißweine aus den kühlen Küstenregionen sind frisch, schlank und weisen eine feine Zitrusnote und eine elegante Säure auf. Einen besonders guten Ruf haben die Chardonnay-Weine der Küstenregionen Casablanca und San Antonio.
Breitere alkoholbetontere Weißweine mit reifen Aromen tropischer Früchte stammen aus den wärmeren Anbaugebieten wie Maipo oder Rapel.
Argentinien
Die argentinischen Chardonnay-Weine sind nicht so bekannt wie die chilenischen Weißweine. Die Trauben werden unter einzigartigen Bedingungen angebaut: mit wenig Regen, viel Sonnenschein und großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht. Durch den geringen Niederschlag muss mit künstlicher Bewässerung aus den Anden nachgeholfen werden. Aus dieser Ausgangslage schaffen erfahrene Winzer Weißweine, die einen besonderen Charakter aufweisen. Die besten Weine stammen aus Mendoza.
Südafrika
In der Zeit des Apartheit-Regimes konnten nach Südafrika wenig gute Chardonnay-Trauben eingeführt werden. Somit war die Qualität dieser Weißweine nicht herausragend. Seit den 1990-er Jahren konnte besseres Rebsortenmaterial eingeführt werden. Darauf besserte sich auch die Qualität dieser Chardonnays. Heute müssen sie den internationalen Vergleich nicht scheuen. In den Regionen Südafrikas mit mediterranem Klima können die Trauben optimal ausreifen. In den kühleren Gebieten werden auch Schaumweine unter dem Namen „Cap Classique“ produziert.
Australien
Die bereits im 19. Jahrhundert eingeführte Chardonnay-Traube erlebte erst in den 1980-er Jahren einen Aufschwung. Die Entwicklung erfolgte ähnlich wie in Kalifornien. Auch hier gibt es ein breites Qualitäts- und Geschmacksspektrum und der Barriqueausbau ist ebenfalls sehr verbreitet. Prinzipiell weisen die australischen Chardonnay-Weine intensive Aromen tropischer Früchte auf. Sie schmecken und riechen nach Mango, Ananas, Passionsfrucht, Pfirsich und Melone.
Die Chardonnay-Traube ist die wichtigste weiße Rebsorte Australiens und wird nahezu in allen Weinbauregionen angepflanzt. Während die warmen Regionen schwere Weißweine mit süßen Fruchtaromen hervorbringen, sind die Weißweine aus den kühleren Regionen leichter und haben attraktive Apfel- und Zitrusaromen.
Neuseeland
Nachdem der Chardonnay-Anbau im 19. Jahrhundert durch einen Befall der Reblaus gescheitert war, kultivierte man erst in den 1970-er Jahren erneute Rebflächen mit dieser weißen Rebsorte. Die wärmere Nordinsel, besonders die Region um die Stadt Gisborne, welche sich als „Chardonnay Capitol of New Zealand“ bezeichnet, bringt weiche und geschmeidige Weine mit reifen Fruchtaromen hervor. In den südlicheren, kühleren Gebieten, wie Marlborough und Canterbury, die bereits auf der Südinsel liegen, entstehen frischere, leichtere und säurebetontere Weißweine.