Wenn man die Bezeichnung „ausgestorben“ auf den Wein übertragen wollte, hätte man dies um ein Haar auch für die weiße Rebsorte Viognier tun müssen. Wegen ihres schwierigen Anbaus auf großen und steilen Hängen gilt die Rebsorte als eine der am schwierigsten anzubauenden Rebsorten. Da sie zudem recht unzuverlässige und niedrige Erträge lieferte, wandten sich viele Winzer von ihrem Anbau ab. So schrumpfte die Anbaufläche Ender der 60er Jahre auf ca. 10 Hektar in ganz Frankreich, heute sollen es wieder weit über 100 sein, von der weltweiten Popularität. Denn ganz klar: Ihre Ansprüche gegenüber Anbau und auch Weinbereitung sorgen auch für ein hervorragendes Ergebnis, wenn etwas Glück dazukommt.
Viognier-Weine sind sehr ausdrucksstark
Viognier-Weine charakterisiert ein stark aromatischer Geschmack, meist nach verschiedenen Früchten wie Birne, Aprikose, Pfirsich, Orangenblüte. Auch das Bouquet ist sehr intensiv und verströmt einen starken Duft. Man sagt ihnen eine für Weine eher atypische cremige Textur nach, die man sonst nur wenigen Weinen wie einem Chardonnay nachsagt. Dies kommt durch die Lese in voll ausgereiftem Zustand zustande. Ein Viognier ist ein sehr starker Wein, gute Viogniers haben mindestens 12 Prozent Alkoholgehalt. In der Regel sind die Viogniers eher jung und frisch zu genießen, die besten Erzeugnisse aus der Rhône-Heimat können jedoch auch sehr lange gelagert werden und reifen erst zu ihrer vollen Geschmacksstärke.
Neue Anbaugebiete für die weiße Rebsorte
Nach ihrer Renaissance verbreiteten sich die Viogniers auch in großem Maße über die Grenzen hinaus. Die „neueren“ Weinländer auf den anderen Kontinenten wie Chile, Südafrika, Australien und auch Kalifornien setzen in großem Maße auf ihre Variationen der Rebsorte und erweitern das Spektrum an interessanten Weißweinen aus diesen Regionen. Vor allem der Staat im Südwesten der USA hat eine riesige Fläche von 800 Hektar mittlerweile bepflanzt. Die Vorliebe für französische Weine und dort wiederum vor allem eine Konzentration auf Rhône-Erzeugnisse wird hier vollkommen erfüllt. Natürlich wird dabei aber fleißig experimentiert, so findet man hier viel mehr Verschnittrichtungen als im französischen Weinmutterland.